Teamcheck Kroatien: Der Angriff

By | 3. Juni 2012
Teamcheck Kroatien: Der Angriff

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Was fehlt noch in unserer Teamcheck-Reihe? Richtig, der kroatische Angriff! Im vierten und letzten Teil schauen wir uns heute den Sturm der kroatischen Nationalmannschaft an. Es gibt zwei Positionen und vier Kandidaten. Wer darf sich Hoffnungen auf einen Startelf-Platz machen, wer kommt als Joker?

Nach der großen Auswahl und den zahlreichen Optionen im Mittelfeld hat sich Bilic im Sturm für vier Kandidaten entschieden, die da wären Nikica Jelavic, Mario Mandzukic, Ivica Olic und Eduardo. Nikola Kalinic hat trotz starker Leistungen in der Vorbereitung und im Testspiel gegen Estland den Sprung in den 23er Kader nicht geschafft.

Wer wird sich einen von zwei Stammplätzen sichern?

Bezüglich der tatktischen Formation gibt es im Sturm keine allzu großen Varianten, Bilic hat während der EURO-Quali vornehmlich das klassische 4-4-2 mit zwei echten Spitzen präferiert. Das 4-2-3-1-Experiment ist spätestens bei der 0:2 Auswärtsniederlage in Griechenland gescheitert und kam seit dem auch nicht mehr zum Einsatz.

Schauen wir uns also die vier Kandidaten im Einzelnen an.

Nikica Jelavic

Der kroatische Nationalspieler Nikica Jelavic

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Nikica Jelavic vom FC Everton hat wohl in den vergangenen Wochen und Monaten für die meisten (sportlichen) Schlagzeilen gesorgt. Jela wechselte im vergangenen Winter für rd. 7 Mio. € von den Glasgow Rangers zum FC Everton. In der Hinrunde absolvierte er 22 Spiele für die Rangers in der schottischen Premier League und erzielte dabei 14 Treffer (5 Vorlagen). Diese Quote konnte er auch nach seinem Wechsel in die britische Premier League „halten“, für den FC Everton traf er 9x in 13 Spielen, sowie 2x in 3 FA-Cup Spielen. Vor allem im April sorgte er mit sechs Treffern (darunter zwei gegen Manchester United) für ordentlich Aufsehen auf der Insel und wurde als erster kroatischer Spieler in der Geschichte zum Spieler des Monats ausgezeichnet. Er selbst sieht sich derzeit in der Form seines Lebens und würde diese auch gerne bei der bevorstehenden EURO zeigen.

In der kroatischen Nationalmannschaft hat er noch nicht wirklich den Durchbruch geschafft, auch wenn sein Debüt in 2009 mit dem 3:2 Siegtreffer gegen Katar sehr vielversprechend war. Seit dem hat er insgesamt 18 Spiele für die kroatische Auswahl bestritten und magere zwei Treffer erzielt. Auf der einen Seite muss man ihm zugute halten, dass er oftmals als Einwechselspieler hereinkam, auf der anderen Seite sollte man aber auch so ehrlich sein und schlichtweg konstanieren, dass Jelavic seine Klasse auf Vereinsebene bisher nicht 1:1 in die Nationalmannschaft übertragen konnte.

Stärken/Schwächen

Jelavic ist ein klassischer Mittelstürmer, er braucht die Nähe zum Strafraum, die Nähe zum Abwehrspieler. Er ist sehr robust, scheut keinen Zweikampf und geht auch dort hin wo es manchmal weh tut. Darüber hinaus ist er beidfüßig und sucht gerne schnell und kaltschnäuzig den Abschluss wenn er die Chance dazu erhält im gegnerischen Strafraum. Trotz seiner 1,89m gehört das Kopfballspiel nicht zu seinen besonderen Stärke, er will lieber flach und schnell angespielt werden. Er gehört sicherlich auch nicht zu den technisch visiertesten Spielern die Bilic im Angriff hat, verfügt jedoch über eine gewisse Spielintelligenz um nicht als klassischer „Vollstrecker“ abgestempelt zu werden.

Mario Mandzukic

Der kroatische Nationalspieler Mario Mandzukic

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Auch wenn Mario Mandzukic zuletzt des öfteren für Schlagzeilen außerhalb des Platzes gesorgt hat, so hat er auch sportlich gesehen eine ordentliche Saison hinter sich. Für den VfL Wolfsburg erzielte er in 32 Spielen 12 Tore und 10 (!) Vorlagen. Im Winter wurden die Gerüchte lauter das Mandzukic die Wölfe verlassen will, am Ende blieb er in Wolfsburg und gehörte auch in der Rückrunde zu den Leistungsträgern der Mannschaft. Die Unstimmigkeiten mit Trainer Felix Magath schienen ausgeräumt zu sein, doch als das Thema vorzeitige Vertragsverlängerung wieder auf den Tisch kam, schien Magath die Schnauze voll zu haben. Zu dreist waren die Gehaltsforderungen von Mandzukic’s Berater, seit dem gilt Mandza als ein Verkaufskandidat bei den Wölfen, der den Verein bei einem entsprechenden Angebot im Sommer verlassen kann.

Für die kroatische Nationalmannschaft bestritt Mandzukic insgesamt 27 Spiele und erzielte dabei 5 Tore. In der abgelaufenen EURO-Qualifiaktion erzielte er in 10 Spielen 3 Treffer, unter anderem das 2:0 in Istanbul während der Play-offs gegen die Türkei oder das wichtige 1:1 gegen Georgien in Split.

Stärken/Schwächen

Mandzukic ist vielseitig einsetzbar im Sturm. Er kann sowohl in der Zentrale als Mittelstürmer spielen aber auch als Flügelstürmer agieren. Hinzukommt die Tatsache dass er ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler ist, d.h. er hat stets das Auge für den besser positionierten Mitspieler was 10 Vorlagen in der abgelaufenen Bundesliga-Saison eindrucksvoll untermauern. Auch seine Lauffreudigkeit kann man ihm als ausgeprägte Teamfähigkeit zu gute halten, er hat kein Problem damit nach hinten mitzuarbeiten oder sich Bälle im Mittelfd „abzuholen“. Ein weiterer Vorteil ist seine ausgeprägte Kopfballstärke. Seine Kritiker führen an, dass Mandzukic zu viel Aufwand betreibt für seine Ausbeute, er hat viel Leerlauf dabei, ihm fehlt ein gewissen Effizienz und Kaltschnäuzigkeit in seinem Spiel.

Eduardo

Der kroatische Nationalspieler Eduardo

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Kaum zu fassen aber wahr, mit 29 Jahren ist die in EURO 2012 in Polen und der Ukraine das erste große internationale Turnier welches Eduardo für Kroatien bestreiten wird. Eduardo gehört bereits seit 2004 zur kroatischen A-Nationalmannschaft, absolvierte insgesamt 45 Spiele und erzielte dabei 22 Tore. 2006 zur WM in Deutschland wurde er vom damaligen Trainer Zlatko Kranjcar nicht nominiert, 2008 verpasste er die EURO in Österreich und der Schweiz aufgrund seiner schweren Schien- und Wadenbeinverletzung und nun (endlich) scheint es so, als ob Dudu die Chance erhält seine guten Leistungen im rot-weiß karierten Trikot auch bei einer Endrunde zu zeigen.

Als Double-Gewinner mit Schachtar Donezk hat Eduardo im Grunde genommen eine erfolgreiche Saison hinter sich, er bestritt jedoch lediglich 16 Spiele in der ukrainischen Premyer Liga und erzielte dabei 5 Tore und 2 Vorlagen. Immer wieder plagte er sich mit zahlreichen kleineren Verletzungen herum und verlor somit auch seinen Stammplatz in Donezk. Lange Zeit stand auch ein Fragzeichen hinter seinem Einsatz bei der diesjährigen EURO, doch Eduardo scheint rechtzeitig fit geworden zu sein. Dies unterstreichen auch seine Leistungen in den beiden Testspielen gegen Estland und Norwegen, wo er mit einem Tor und einer Vorlage einen guten Eindruck hinterließ.

Stärken/Schwächen

Dudu gilt als einer spielender Stürmer, einer der in der Lage ist seine Mitspieler zu bedienen aber auch selbst den Abschluss zu suchen. Technisch stark hat er seine Vorteile im 1:1 Spiel gegen die gegnerische Abwehr, diese Spielweise setzt aber auch eine entsprechende körperliche Fitness voraus, Eduardo ist ein Spieler welcher von seiner Spritzigkeit und Dynamik lebt. Trotz seiner relativ kleinen Körpergröße von 1,77m ist er sehr Kopfballstark und glänzt vor allem durch ein starkes Stellungsspiel im Luftzweikampf. Darüber hinaus hat er das klassische Stürmer-Gen, d.h. er kann 90. Minuten in einem Spiel abtauchen um dann in einer Szene, mit einem Zweikampf das Spiel zu entscheiden.

Wie bereits angesprochen sind Beweglichkeit und Tempo die Basis für seine Spielweise, kommen diese abhanden durch mangelnde Fitness geht Eduardo unter in der gegnerischen Abwehr. Darüber hinaus benötigt er für sein Spiel die entsprechenden Zuspiele aus dem Mittelfeld, weite „Kick & Rush“-Bälle verarbeitet er nur schwer.

Ivica Olic

Der kroatische Nationalspieler Ivica Olic

imago

Ivica Olic hat eine schwere Saison mit dem FC Bayern München hinter sich, welche mit einer dramatischen Niederlage im Champions League-Finale „dahoam“ endete. Olic selbst verschoss dabei einen Elfmeter und wird sicherlich versuchen durch eine gute EURO diese Szenen vergessen zu machen. Lässt man das Champions League-Finale mal außer acht, war es auch so eine durchwachsene Saison für Ola. 20 Spiele absolvierte er in der Bundesliga, wurde dabei 16x eingewechselt und erzielte je zwei Treffer und Vorlagen. In der Champions League waren es 5 Einsätze und weitere zwei Treffer. 20 Spiele klingt im ersten Moment „ganz okay“, betrachtet man aber die gespielten Minuten wird einem ganz schnell bewusst wie wenig Olic eigentlich gespielt hat. Insgesamt stand er rd. 560 Minuten auf dem Platz, dass sind gerade einmal 6 ganze Spiele.

Für Kroatien lief er insgesamt 77x auf und erzielte dabei 15 Treffer, in der abgelaufenen EURO-Qualifikation waren es 2 Tore in 5 Spielen, darunter das immens wichtige 1:0 in Istanbul. Slaven Bilic hat sich frühzeitig auf Olic festgelegt, als im Winter ein Wechsel vom FC Bayern geplatzt war, gab Bilic an das Olic auf jeden Fall zur EURO fahren wird wenn er gesund ist, unabhängig davon wie viele Einsatzzeiten er in München bekommen würde.

Stärken/Schwächen

Wir alle kennen die Stärken und Schwächen von Ivica Olic, zu oft saßen wir vor dem Bildschirm und haben den Kopf geschüttelt als Ola am Ball war ABER mindestens genauso oft haben wir ihn beklatscht und bejubelt nach seinen wichtigen Toren für die Vatreni. Das hat bereits 2002 bei der WM angefangen als er gegen Italien den 1:1 Ausgleich erzielte, über das 2:0 bei der EURO 2008 gegen Deutschland bis hin zum 1:0 im Play-off Hinspiel gegen die Türkei.

Olic ist ein Kämpfer, er gibt zu jeder Sekunden sein Maximum auf dem Platz. Wie sonst kommt es, dass er sowohl in Hamburg als auch in München zum absoluten Publikumsliebling aufgestiegen ist? Er verfügt über eine gewisse Durchschlagskraft und mit mittlerweile 32 Jahren immer noch über eine Schnelligkeit bzw Dynamik in seinen Aktionen. Darüber hinaus hat er auch diesen Torriecher den ein guter Stürmer benötigt, er steht eben dort wo man als Angreifer stehen muss!

Seine Schwächen liegen eindeutig im Spiel mit dem Ball, er ist das genaue Gegenteil von Eduardo. Olic will am liebsten tiefe, lange Bälle in die Spitze haben, er ist kein Spieler der mit Hacke-Spitze-Übersteiger zwei Abwehrspieler stehen lässt und dann eiskalt verwandelt. Darüber hinaus wirkt er manchmal zu hektisch, überhastet in seinen Aktionen. Auch er zählt mit 1,82m nicht zu den Riesen im kroatischen Team, setzt seinen Kopf jedoch auch äußerst ungern dazu ein um ein Tor zu erzielen.

Fazit

Wen wird Bilic aufstellen? Die Reihenfolge in der wir euch die Spieler präsentiert haben ist kein Zufall. Unseres Erachtens wird Bilic auf das Sturmduo Mandzukic/Jelavic setzen. Beides Spieler die eine gewisse Form mitbringen und in der abgelaufenen Saison über weiten Strecken konstante Leistungen gezeigt haben und vor allem Tore erzielten. Mit Mandzukic hat Bilic einen technisch starken Angreifer mit Übersicht, mit Jelavic einen klassischen Stürmer der den direkten Weg zum Tor sucht.

Eduardo sehen wir, auch aufgrund seiner Leistungen in der Vorbereitung, vor Olic. Dudu wird die erste Option sein für einen Wechsel im Sturm. Olic wird der Mann für die letzten Minuten sein, dann wenn es nochmals darum geht frische Power ins Angriffsspiel zu bringen.

Umfrage

Nun seid ihr wieder gefragt, welches Sturmduo wollt ihr bei der EURO sehen? Wer sind eure Favoriten? Macht mit bei der Umfrage!

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