Er galt als der Wunschkandidat vieler in Kroatien für den Posten als neuer HNS-Chef, doch nun äußerte sich Zvonimir Boban im Interview mit der SportskeNovosti zu den aktuellen Geschehnissen im kroatischen Fussball und schloss dabei eine Kandidatur zum neuen Verbandspräsident aus.
Nach den Ereignissen in den vergangene Tagen und Wochen rund um den Fussballverband HNS, äußerte sich nun auch Fussball-Legende und Wunschkandidat vieler Funktionäre für den Posten als Verbandspräsident Zvonimir Boban zu der derzeitgen Situation beim HNS und im kroatischen Fussball. Der 43-jährige fand dabei klare und harte Worte.
Außer der Teilnahme an großen Turnieren gibt es seit Jahren in unserem Fussball keinen Fussball mehr. Eigeninteresse, Macht, Geld, Deal, Prozentsätze, Betrug, Kameras zeigen auf die falschen Gesichter, Spieler die kein Geld haben für Brot und in den Umkleideräumen schlafen, heruntergekommene Stadien, Gewalt, am Ende des Tages – schweres Verbrechen und Korruption. Das ist unsere Realität. Das ist unsere Schande. Wie alle Menschen die dieses schöne Spiel lieben, schäme ich mich für diesen Fußball. Unser Fußball ist eine Schande!
Die Frage nach den Schuldigen lässt sich aus seiner Sicht auch ganz einfach beantworten.
Das gesamte System wurde jahrelang auf einer völlig falschen Grundlage geschaffen – die Gesetze wurden befolgt, Politiker haben den Fußball ausschließlich ausgenutzt anstatt ihm zu helfen, es gab nie weitreichende Entwicklungsprojekte. Bei vielen, wie in anderen Teilen der Gesellschaft, war eine Hand auf dem Herz und die andere in der Tasche…Hajduk und Dinamo kämpften darum wer unehrlicher wird, und so wurde langsam aber sicher jendes Drama geschaffen welches wir jetzt erleben. Natürlich mit dem Segen des HNS.
Boban nahm auch kein Blatt vor den Mund als er auf den amtierenden HNS-Chef Vlatko Markovic und den Generalsektretär Zorislav Srebric angesprochen wurde.
Das sind meine lieben Leute. Mit Ihnen verbinden mich wunderbare Emotionen, aber sie sind die Hauptverantwortlichen für diesen Zirkus, für diesen unerträglichen und unentschuldbaren Zustand des kroatischen Fußballs. Sie müssen daher ehrenvoll zurücktreten und nicht unehrenhaft bleiben.
Auch auf die Frage welche Rolle er in der aktuellen Situation inne hat und welche er in Zukunft haben könnte äußerte sich Boban.
Das Schweigen war meine Haltung. Emotional, innig, natürlich, ich war nie distanziert, es war einfach unmöglich für mich. Ich liebe den Fußball, unabhängig von allen meinen anderen Interessen und Aktivitäten, ich lebe für den Fußball und schon gar nicht bin ich emotional distanziert für den kroatischen Fußball. Er gab mir alles… Also werde ich mich in den kroatischen Fußball einschalten, ihm helfen, aber effektiv, reale, messbar und vor allem auf den richtigen Weg mit dem was ich war und bin, mit allem was ich denken zu wissen und können – Das ist mein Anliegen. Mein unerfüllter Wunsch! Ich glaube es ist Zeit das zu ändern.
Einer Kandidatur zum HNS-Chef gab Zvonimir Boban jedoch eine klare Absage.
Daran denke ich nicht! Natürlich schmeicheln mich die vielen Rufe aktiv zu werden, aber es ist falsch zu erwarten dass eine Einzelperson, auch wenn sie magische Kräfte hätte, etwas tun könnte! Es gibt keinen ‚Moses‘, der dieses Wasser alleine teilen könnte bzw. diesen Schlamm.
Für Boban gibt es nur einen richtigen Kandidaten, der die Ordnung wiederherstellen könnte.
Ein einziger – die Regierung! Nur die Regierung durch ihre Kommissare, Verantwortlichen, Mandate, wie auch immer sie heißen mögen, können die Ordnung wiederherstellen. Der Vorstand und die Hauptversammlung des HNS sind verantwortlich für diesen Zustand, das sind Organe die derzeit nicht gesäubert werden können, diese Leute haben nicht mehr die Glaubwürdigkeit des kroatischen Fußballs in die andere Richtung zu führen. Deshalb ist es notwendig einen Aufseher zu installieren!
Mit diesen Aussagen dürfte kaum Ruhe einkehren in die ohnehin schon hitzige Diskussionen. Die kommende Sitzung des HNS, am 21. Dezember, wird von vielen mit Spannung erwartet und bringt hofentlich ein wenig mehr Klarheit in die aktuellen Ereignisse.