Kroatien besiegt Frankreich nach packenden 60 Minuten mit 29:22 (11:12) und zieht damit ins Halbfinale der Handball-Europameisterschaft ein!
Die Anspannung vor der Partie war auf beiden Seiten groß, für beide Mannschaften war es ein Finalspiel und beide wussten das eine Niederlage das Turnieraus bedeuten würde.
Ausgeglichene erste Hälfte
Es war von Beginn an eine umkämpfte Begegnung, beide Teams waren zunächst darum bemüht aus einer sicheren Defensive heraus in das Spiel zu kommen. Erst nach knapp 12 Minuten beim Stand von 5:5 konnte sich Kroatien durch zwei Tore von Ivan Cupic (7m und Tempogegenstoß) einen kleinen Vorsprung erspielen. Bis dahin suchten die Kroaten vor allem im 1:1 Duell gegen die offensive 6-0 Formation der Franzosen den Abschluss im Angriff. Frankreich hingegen schaffte es immer wieder die kroatische Abwehr durch Anspiele an den Kreis zu durchbrechen.
Nach 20 Minuten schien es so als könne sich Kroatien mit +3 beim Spielstahd von 9:6 ein wenig absetzen, doch Frankreich konnte binnen 7 Minuten und einem 5-0 Lauf den Rückstand in einen 2 Tore Vorsprung drehen. Zu diesem Zeitpunk vergaben die Cowboys zu viele einfache Würfe im Angriff, Thierry Omeyer wurde immer stärker und schien mit einer Quote von 40% an alte Glanzleistungen gegen Kroatien anknüpfen zu können. Auch die Einwechslungen von Daniel Narcisse, Bertrand Gille und Jerome Fernandez führten dazu dass Frankreich mit einer knappen 12:11 Fürhung in die Halbzeitpause ging.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte schien es zunächst so als könne Frankreich das Spiel weiter bestimmen, nach einer 2 Minuten Strafe für Jakov Gojun umittelbar nach Wiederanpfiff (der ersten überhaupt in der Partie) erhöhte Frankreich erneut auf +2. Doch durch die überragende rechte Seite der Kroaten an diesem Abend mit Marko Kopljar und Ivan Cupic konnten die Cowboys durch einen 4-0 Lauf in der 42 Minute erneut selbst weider mit 19:17 in Führung gehen.
Angetrieben von rd. 4.000 kroatischen Fans in der Halle und durch den immer stärker werdenden Mirko Alilovic im Tor, gaben die Kroaten diese Führung nicht mehr aus der Hand und bauten diese sogar auf +7 aus. Am Ende hieß es 29:22 für Kroatien.
Ein überragender Marko Kopljar und Ivan Cupic sichern den kroatischen Sieg
Auch wenn es über 60 Minuten gesehen eine starke Leistung der kompletten kroatischen Mannschaft war, so muss man dennoch mit Marko Kopljar im rechten Rückraum und Ivan Cupic auf Rechtsaußen zwei Akteure besonders hervorheben. Beide kamen in dieser Partie auf 7 Tore aber vor allem die Leistungsexplosion von Kopljar war unfassbar. Jener Marko Kopljar der vor und während des Turniers als größte Schwachstelle im kroatischen Spiel betrachtet wurde avancierte ausgerechnet in der wichtigen Begegnung gegen Frankreich zum Matchwinner.
11 gehaltene Würfe und eine Quote von 35% sprechen im ersten Moment nicht für eine überragende Leistung von Mirko Alilovic im Kasten der Kroaten, doch auch Alilovic wurde vor dem Turnier von vielen Experten und teilweise auch von den eigenen Fans als Schwachstelle ausgemacht. Umso schöner ist nun die Tatsache dass er konstante Leistungen bei dieser Europameisterschaft zeigt und seine Mannschaft in jenen Momenten mit Paraden unterstützt wenn sie es am meisten benötigt, so auch gestern Abend gegen Frankreich.
Wie bereits angesprochen war es eine geschlossene Mannschaftsleistung der Cowboys, bei der auch Ergänzungsspieler wie Ivan Nincevic, Zlatko Horvat und Drago Vukovic mit jeweils 2 Toren ihren Beitrag zu diesem Ergebnis beisteuern konnten. Auch Blazenko Lackovic zeigte eine gute Leistung, wie im gesamten Turnier zuvor, und konnte am Ende 4 Treffer erzielen.
Möchte man das Haar in der Suppe suchen, so sollte man die schwachen Schlussminuten in der ersten Halbzeit ansprechen, als man 7 Minuten lang kein Tor erzielte und schlichtweg zu viele Fahrkarten verteilte. Vor allem Igor Vori schien zu diesem Zeitpunkt, zumindest in der Offensive, vollkommen aus dem Spiel zu sein. Auch Ivano Balic bekam mit knappen 4 Minuten Spielzeit gestern Abend keine wirkliche Gelegenheit dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.
Karabtic und Omeyer erneut mit Totalausfällen
An dieser Stelle wollen wir uns natürlich auch kurz mit dem (noch) amtierenden Europameister Frankreich auseinandersetzen, die mit der Niederlage gegen Kroatien ihre letzte Chancen auf den Einzug ins Halbfinale vergaben.
3 Niederlagen in 5 Spielen bei dieser Europameisterschaft, viele Experten und Handball-Fans fragen sich was los ist mit Frankreich. Jene Mannschaft die den Welthandball seit Jahren dominiert hat wie keine zweite und alles gewonnen hat was zu gewinnen gab. Mit Nikola Karabtic und Thierry Omeyer fehlen den Franzosen bei diesem Turnier jedoch die beiden Erfolgsgaranten der vergangenen Jahre, Karabtic ist ein Schatten seiner selbst und konnte in fünf Spielen lediglich 9 Tore (!) erzielen, so viel wirft er an guten Tagen in einem Spiel. Auch Omeyer im Tor der Franzosen ist mit Quoten von 30% und weniger unter seinen Erwartungen zurückgeblieben.
Bereits vor dem Turnier fragten sich viele Experten ob diese Mannschaft noch hungrig genug sei um den Titel zu verteidigen, diese Frage ist wohl nun beantwortet. Vielleicht kommt dieser Dämpfer zum richtigen Zeitpunkt für die Triclore, in knapp 4 Monaten beginnen die olympischen Spiele in London und spätestens dann werden sie versuchen das Abschneiden bei der Europameisterschaft wett zu machen.
Kroatien dank Slowenien bereits vorzeitig im Halbfinale
In zweiten Abendspiel der Hauptrundengruppe II konnte Slowenien Ungarn mit 32:30 schlagen und hat damit Kroatien vorzeitig das Halbfinale gesichert. Mit Spanien und Kroatien stehen vor den letzten Hauptrundenspielen die Halbfinalisten somit bereits fest, sollte Spanien gegen Slowenien morgen verlieren und Kroatien zeitgleich gegen Ungarn gewinnen, würden die Cowboys als Gruppenerster weiterkommen. Spanien langt jedoch bereits ein Unentschieden um dies zu verhindern.
Kroatien bestreitet bereits heute letztes Hauptrunden-Spiel um 20:10 Uhr in Novi Sad gegen Ungarn.