Die Zwischenrunde ist abgeschlossen, Kroatien hat sich mit 3 Siegen aus 3 Spielen für die Hauptrunde in Novi Sad qualifiziert und nimmt 4 Punkte in die kommende Runde mit. Erfahrt in der Zwischenanalyse was die kroatischen Handballer in den bisherigen Spielen gut umsetzen konnten und was verbessert werden muss um das Ziel Europameisterschaftstitel zu erreichen.
Kroatien gegen Island 31:29 (14:15)
Gleich zum Auftakt spielte Kroatien gegen den schwersten Gruppengegner Island und die Cowboys mussten lange Zeit kämpfen um die Begegnung am Ende in den letzten 3 Minuten doch noch für sich zu entscheiden.
Die kroatische Handball-Nationalmannschaft tat sich schon immer schwer von Beginn an konzentiert in ein Turnier zu starten, so auch dieses Jahr bei der Europameisterschaft in Serbien. Mit Island wartete zwar ein Gegner der ohne seinen Superstar Olafur Stefansson antrat, dafür jedoch durch absoluten Willen und Kampfgeist überzeugen konnte.
Kroatien geriet früh in der Partie unter Druck und musste nahezu das gesamte Spiel einem 2-3 Tore Rückstand hinterherlaufen. Island schaffte es immer wieder durch schnelle Zuspiele und Kreuzwechsel die wacklige 6-0 Abwehr der Cowboys zu durchbrechen. Erstaunlich hierbei waren die Aussagen nach dem Spiel, sowohl die Spieler als auch der Trainerstab hatte mit solch einer Spielweise gerechnet, konnten in der Begegnung jedoch keine passende Lösung hierfür finden.
Auch in der zweiten Halbzeit konnten die Isländer mit ihrem gewohnten Angriffsmuster immer wieder zum Erfolg kommen, erst als Kroatien 10 Minuten vor Ende die Abwehr auf eine 3-2-1 Formation umstellte bekamen die Issis Schwierigkeiten. In der Offensive sorgte Ivano Balic für die nötigen Räume und Denis Buntic übernahm die Verantwortung bei den Würfen aus dem Rückraum. Die Kroaten hatten stets auf ihre Chance gelauert um sie dann 3 Minuten vor Schluss mit einer 29:28 Führung zu nutzen, diese ließen sie sich nicht mehr nehmen.
Die Erfolgsfaktoren im kroatischen Spiel
Neben einem bärenstarken Mirko Alilovic im kroatischen Kasten, der mit 16 gehaltenen Würfen die Isländer nie davon ziehen ließ, konnte auch Manuel Strlek auf Linksaußen mit seinen 8 Toren und 100%igen Trefferquote überzeugen. Denis Buntic überzeugte vor allem durch seine wichtigen Tore in der Schlussphase der Partie. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Spiel ist aber die Tatsache, dass Kroatien mit Ivano Balic einen Spielmacher auf der Bank hat, der selbst angeschlagen in der Lage ist einem Spiel seinen Stempel aufzudrücken bzw. in wenigen Minuten entscheidend zu beeinflussen. Seine Kreativität im Anrgiff macht es nicht nur einem Igor Vori am Kreis leichter, auch die Rückraum-Schützen kommen durch ihn in eine viel bessere Wurfposition.
Die Schwächen in diesem Spiel lagen in der Defensive
29 Gegentore in einem Spiel sind zu viel um bei einer Europameisterschaft auf Dauer erfolgreich zu sein. Die kroatische Defensive hat bis zur Umstellung auf die 3-2-1 Formation quasi nicht stattgefunden. Die klassische 6-0 Abwehr muss stabiler werden und darf bei schnellen Zuspielen und Pässen nicht so viele Löcher zulassen. Vor allem Marko Kopljar und Jakov Gojun (als vermeintlicher Abwehrchef) müssen im Mittelblock den gesamten Verbund besser organiseren.
Neben den Schwächen in der Verteidigung kam das Spiel am Kreis mit Igor Vori so gut wie nie zu Stande. Dies wird umso erstaunlicher wen man sich vor Augen führt das Vori, Duvnjak und Lackovic seit knapp 2 Jahren beim HSV zusammenspielen und ihre Laufwege eigentlich kennen sollten. Duvnjak ist noch nicht in der Lage im Angriffsspiel seine Nebenleuten so in Szene zu setzen wie ein Ivano Balic. Er sucht noch zu häufig selbst den Abschluss aus der Rückraum-Mitte.
Kroatien gegen Slowenien 31:29 (16:12)
Wieder hieß es am Ende 31:29 für Kroatien und wieder mussten Balic & Co. bis zum Schluss hart arbeiten um den Sieg zu sichern und dies trotz zwischenzeitlicher Fürhung von 5 Toren.
Auch im zweiten Spiel taten sich die Cowboys wieder schwer, obwohl sie mehrmals eine vermeintlich komfortable Führung herausspielten konnten. Nach knapp 15 Minuten konnte sich Kroatien beim Spielstand von 10:6 erstmals mit 4 Toren absetzen, auch dank einer soliden Defensivarbeit, aus der viele Konter über Ivan Cupic und Manuel Strlek erfolgreich zu Ende gespielt wurden. Mit 16:12 ging es dann auch in Halbzeit und es schien so als würden die kroatischen Fans diesmal nicht bis zu letzt zittern und bangen müssen.
Doch Mitte der zweiten Halbzeit hatten es die Kroaten (mal wieder) geschafft einen 5 Tore Vorpsprung völlig leichtfertig zu verspielen. Verantwortlich dafür waren zu schnelle und zu hastische Abschlüsse in der Offensive, teilweise sogar in Überzahl, sowie eine erneut schwache Defensive die vor allem die Anspiele an den Kreis nicht unterbinden konnte. Es kam wie es kommen musste, die Slowenen schafften in der 46. Minute den 22:22 Ausgleich.
Erst als Slavko Goluza Ivano Balic für den überspielten Domagoj Duvnjak brachte kehrte wieder Ruhe is kroatische Offensiv-Spiel ein. Balic selbst erzielte in dieser Phase zwei wichtige Tore und war maßgeblich daran beteiligt dass Kroatien wieder auf 4 Tore davonziehen konnte (53. Minute). Diese Führung wurde dann mit viel Routine und Erfahrung bis zum Ende verwaltet.
Auch in zweiten Spiel wirkte die Defensive zu selten kompakt und stabil
Erneut standen am Ende 29 Gegentore zu Buche, auch wenn davon 2 in den Schlusssekunden gefallen sind als die Kroaten das Spiel gedanklich schon abgehakt hatten. Die 6-0 Formation brauchte gegen Slowenien rund 15 Minuten bis sie wirklich sattelfest wirkte und den Gegner zu Fehlern zwang. Waren es gegen Island noch die Zuspiele an den Kreis die immer wieder zu Toren führten, konnten diesmal die Passwege zu den Außen, vor allem auf rechts, nicht unterbunden werden. Auch wenn eine Steigerung im Vergleich zum Island-Spiel erkennbar war, ist Kroatien noch längst nich da angekommen wo man sein möchte.
Neben der eher durchschnittlichen Defensivleistung wurde auch in der Offensive zu viele Fehlentscheidung getroffen. Überhastete Würfe aus dem Rückraum, unsaubere Anspiele an den Kreis und zu wenig Kombinationen über die Außen. Es fehlte schlichtweg an Variationen.
Starke Auftritte von Cupic, Lackovic und Balic
Im Auftaktspiel konnte Manuel Strlek auf Linksaußen auf sich aufmerksam machen, gegen Slowenien war es Ivan Cupic auf rechts. Am Ende erzielte er 9 Tore, darunter drei 7m. Neben Cupic zeigte auch Blazenko Lackovic eine anspruchsvolle Leistung in der Offensive, Lac ging da rein wo es weh tat und wurde dafür mit 6 Treffern belohnt. Mirko Alilovic konnte mit 10 gehaltenen Würfen nicht ganz seine überragende Leistung aus dem Island-Spiel wiederholen, hielt die Mannschaft jedoch erneut mit seinen Paraden in den engen Phasen der Begegnung im Spiel.
Waren es für Ivano Balic noch weniger als 10 Minuten Spielzeit im ersten Spiel, so kam der Spielmacher diesmal auf knappe 20 Minuten. Zum Glück muss man an dieser Stelle sagen, Balic kam genau zur richtigen Zeit ins Spiel. Gerade als Slowenien einen 5 Tore Rückstand aufholen konnte und drauf und dran war das Spiel zu drehen, sorgte Balic mit seiner Ruhe im Anrgiff und engagierten Defensivarbeit für die nötige Entlastung im kroatischen Spiel. Dabei konnte er selbst insgesamt 3 wichtige Tore zum Sieg beisteuern.
Kroatien gegen Norwegen 26:20 (13:8)
Kein Zittern, kein Bangen gegen Norwegen. Kroatien konnte im letzten Vorrundenspiel (endlich) eine konzentrierte Verteidigung auf die Beine stellen und sicherte sich mit dem dritten Sieg 4 Punkte für die Hauptrunde in Novi Sad.
Im Spiel gegen Norwegen konnte Kroatien aus einer starken Defensive heraus die Begegnung über 60 Minuten lang dominieren und kam somit zu einem völlig verdienten 26:20 Sieg. Es wurde die kampfbetonte Partie wie man es im Vorfeld vermutet hatte, die Norweger packten ordentlich zu in der Verteidigung und ließen vor allem Igor Vori am Kreis keinerlei Räume. Da beide Abwehrreihen stark agierten und auch die Torhüter auf beiden Seiten einen guten Tag erwischten stand es nach knapp 15 Minuten lediglich 3:3 Unentschieden. Vor allem Ole Erevik im Kasten der Norweger hielt sein Team zu diesem Zeitpunkt im Spiel. Erst mit Ivano Balic auf der Platte schaffte Kroatien sich ein wenig loszulösen und ging mit einer komfortablen 13:8 Führung in die Halbzeitpause.
Anfang der zweiten Halbzeit kamen die Norweger etwas besser ins Spiel und konnten zwischenzeitlich den Rückstand auf -3 verkürzen, dennoch brauchten sie zu viel Kraft, sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung, um mit Kroatien mitzuhalten. Man hatte stets das Gefühl wenn es eng wurde das die Kroaten nochmals einen Gang zulegen konnten. So kam es dann auch das Kroatien ab der 40. Minute wieder mit +6 in Führung ging und dieses Ergebnis im Stile einer Spitzenmannschaft bis zum Ende behaupten konnte.
Die Defensive stimmte diesmal, doch der Angriff leistete sich zu viele „Fahrkarten“
Verkehrte Welt im Spiel gegen Norwegen, die Abwehr konnte nahezu über 60 Minuten die Konzentration aufrechterhalten und „lediglich“ 20 Treffer zu lassen. Im Vergleich zu den jeweils 29 Gegentoren aus den beiden Spielen zuvor war dies eine deutliche Steigerung. Mit ein Grund hierfür war die geänderte Abwehrformation, spielte Kroatien bisher stets zu Beginn mit einer 6-0 Abwehr, entschloss sich Slavko Goluza gegen Norwegen für eine 5-1 Formation mit Igor Vori an der Spitze.
Doch was diesmal in der Defensive stimmte, passte gegen die Norweger nicht mehr in der Offensive. Zu viele einfache Chancen wurden im Angriff liegen gelassen, auch wenn Erevik an diesem Abend sehr gut hielt, verteilten die Cowboys massenweise Fahrkarten.
Die Leistungsträger bei diesem Turnier kommen so langsam aber sich zum Vorschein
Zu den Besten auf kroatischer Seite gehörten erneut alt bekannte Namen. Neben Buntic, Lackovic, Cupic konnte auch Ivano Balic dem Spiel in den engen Phasen seinen Stempel aufdrücken. Buntic auf links und Lac auf rechts sind voll im Turnier und sorgen für den nötigen Druck aus dem Rückraum. Auch Cupic kommt so langsam aber sicher auf rechts in Fahrt, sein Gegenüber Strlek zeigte nach der überragenden Partie gegen Island ordentliche Leistungen, fällt jedoch im Vergleich zu Cupic ein wenig ab.
Die beiden weiteren Hanseaten im Team Domagoj Duvnjak und Igor Vori sind noch nicht wirklich im Tunrier, vor allem in der Offensive. Duvnjak konnte bisher nicht sein volles Potenzial zeigen und wirkt in manchen Situationen zu hastisch, auch Vori findet im kroatischen Offensiv-Spiel kaum statt. Die Anspiele an den Kreis kommen viel zu selten. Es wird spannend zu sehen wann diese beiden Spitzenspieler endlich „explodieren“.
Mit 4 Punkten geht es nun in die Hauptrunde
Die Leistungskurve zeigt ganz klar nach oben, wir haben bisher viel Gutes gesehen bei den Kroaten, jedoch ist da auch noch Luft nach oben. In der Hauptrunde warten mit Spanien und Frankreich zwei absoluten Spitzenteams auf die Cowboys. Vor allem die Franzosen werden nach den zwei Niederlagen in der Vorrunden und damit derzeit 0 Punkten in der zweiten Runde alles in die Waagschale werfen, für sie zählen nur drei Siege um das Halbfinale zu erreichen. Kroatien muss jedoch auch auf den Außenseiter Ungarn aufpassen, diese haben bisher starke Leistungen in der Todesgruppe C gezeigt und werden ihre gute Ausgangssituation mit 3 Punkten nutzen wollen.
Wichtig wird es sein in der Defensive weiterhin stabil zu stehen und daraus heraus ein schnelles Angriffsspiel entwickeln. Erfreulich ist die Tatsache dass Kroatien mit Mirko Alilovic einen Torwart hat, der bisher konstant gute Leistungen gezeigt hat.