Für tausende Fans wird die Handball-Europameisterschaft in Serbien wieder zu einem Sportfest, auch die Verantwortlichen erhoffen sich viel von dem Turnier. Für die Vereine der Spieler hingegen ist die EM ein Problem, kein geregelter Trainingsbetrieb, verletzte Spieler und nicht zu letzt auch finanzielle Einbußen müssen die Klubs hinnehmen. Nicht alle wollen bei diesem System länger mitmachen.
Jesper Nielsen gehörten zu den einflussreichsten Mäzenen im europäischen Handball, der 43-jährige Däne sponsort nicht nur die Rhein-Neckar Löwen in Deutschland sondern auch den dänischen Spitzen-Klub AG Kopenhagen. Auf den europäischen Handballverband EHF ist Nielsen seit geraumer Zeit nicht gut zu sprechen, laut seiner Meinung werden die Vereine die ihre Spieler für die Länderspiele abstellen ausgebeutet.
Als Unternehmer habe ich noch nie davon gehört das man Mitarbeiter einfach so ausleihen kann und dafür nichts bezahlen muss! Solche Dinge passieren nur in den Amateur-Sportarten wie Handball!
Nielsen meint damit die Entschädigungszahlungen die die Vereine von der EHF erhalten für die Abwesenheit ihrer Spieler auf internationalen Turnieren. Schon seit längerem herrscht ein Streit zwischen der EHF und den Vereinen über das Entschädigungssystem, es gebt dabei in erster Linie über die Höhe der Zahlungen. Gerade einmal 266 EUR pro Spieler und absolvierten Partie erhält ein Verein von der EHF. Ein Spieler der das Halbfinale erreicht und dabei 8 Spiele bestreitet, in weniger als 10 Tagen, bringt seinem Klub damit lediglich 2.128 EUR Entschädigung.
Im Fussball werden sogar die Bankdrücker bezahlt
Wer diese Zahlen gerne in Relation setzen möchte, sollte wissen das der FC Bayern München für die Abstellung seiner 13 Nationalspieler für die Fussball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika rd. 590.000 € Entschädigungszahlungen von er FIFA erhalten hat.
Im Fusssball erhalten die Vereine selbst dann eine Entschädigung wenn ihr Spieler nicht einmal aufgelaufen sind. Tim Wiese vom SV Werder Bremen z.B. brachte seinem Verein die stolze Summe von 50.000 € während der WM, spielte jedoch keine einzige Minute während des Turniers.
Auch der Geschäftsführer der deutschen HBL, Frank Bohmann, sieht das derzeitige Entschädigungssystem kritisch.
Sollte sich der Handball so weiterentwickeln wie er es derzeit tut, müssen die Entschädigungen an die Klubs erhöht werden
Während des olympischen Jahres 2012 werden die Spieler ihren Vereinen rd. 120 Tage fehlen, vor allem die deutschen Vereine sind davon stark betroffen. Bei der Handball EM spielen 106 von insgesamt 448 Spielern, damit rund 1/4, in der deutschen HBL.
Das aktuelle Entschädigungssystem wurde erst 2010 bei der EM in Österreich eingeführt. Damals zahlte die EHF insgesamt 400.000 € Entschädigungen für das gesamte Turnier an die Vereine aus. 2011 in Schweden musste die IHF 790.000 € an die Klubs überweisen.
Natürlich wird der Handball niemals die Kommerzialisierung des Profi-Fussballs erreichen, dennoch ist die Frage berechtigt inwiefern das derzeitige System die Vereine ausreichend entschädigt. 266 EUR pro Spieler und Spiel sind nicht mehr als eine symbolische Summe, die Belastung die während einer 14-tägigen Turniers auf die Spieler zukommt ist enorm. Verletzungen und längere Ausfälle gehören dabei leider zur Tagesordnung. Nach einer EM/WM geht es sofort weiter mit dem nationalen Ligabetrieb und den internationalen Wettbewerben. Zeit zur Regeneration bekommen die Akteure nicht, weil es sich die Vereine schlichtweg nicht leisten können.